Gehen in einer Seilschaft oder – wie binde ich den gordischen Knoten? 

 

Es ist ein Mega-Projekt: “Mein erster 4.000er” des DAV-Mannheim ins Monte Rosa Massiv – ein Mekka für Bergsteiger in den Walliser Alpen. Die imposante, auf der Grenze zwischen Italien und der Schweiz gelegene Berglandschaft mit ihren 10 über 4000 Meter hohen Gipfeln ist legendär. Unser Ziel: Die Hochtour zur berühmten Margherita Hütte auf der Signalkuppe, über Balmenhorn, die Vincent Pyramide und bei idealen Bedingungen auf die Zumsteinspitze. Für die meisten der insgesamt 17 Projekt-Teilnehmer sind solche Höhen absolutes Neuland und gleichzeitig die Erfüllung eines lang gehegten Traums. 

 

Ausbildung 4.000er. Ein halbes Jahr lang bereiten wir uns intensiv auf die anvisierte Tour Ende Juli vor. Auf dem Programm stehen theoretische wie praktische Einheiten: Spaltenrettung, Verletztentransport, Wetter- und Knotenkunde uvm. Dazu kommen regelmäßiges Ausdauer-, Kraft- und Höhenmetertraining. Ein toughes Unterfangen, zeitlich und mental anspruchsvoll. Voraussetzung: Wir müssen und wollen als Team zusammenfinden, um in schwindelnden Höhen über uns hinauszuwachsen! Gipfelstürmer – aber bitte mit Verstand. 

Eine besondere Trainingseinheit führte uns am 9. März in den Odenwald, ans Felsenmeer bei Reichenbach ins Lautertal. Unser Touren- und Projektleiter Wolfgang Engelter zeigte uns, wie man als Seilschaft sicher über einen Gletscher geht.   

 

Gleich zu Anfang kehrt Wolfgang, sonst eher von friedliebender und sanftmütiger Natur, den „Feldwebel“ heraus. Noch vor Beginn der praktischen Übungen macht er uns unmissverständlich klar, wie wichtig Teamgeist und Disziplin in den Bergen sind. Ganz nach dem Motto: Einer für alle, alle für einen. Nur als Gruppe, trainiert und mit entsprechendem Know-How lassen sich die Gefahren auf ein Minimum reduzieren. 

Botschaft verstanden – wir legen los. Das richtige Einbinden ist die erste Herausforderung. Wir versuchen uns am gordischen Knoten (siehe Foto). Dieses Gebilde hat der Führer einer mehrköpfigen Seilschaft zu binden, die Griffe müssen sitzen, ohne lange Nachzudenken. Wir üben und probieren, verzweifeln, lachen und versuchen es erneut. Schon nach kurzer Zeit stellen sich erste Erfolge ein. Als es einigermaßen flüssig funktioniert, bilden wir Seilschaften, je 5 Mann, und legen los. Bei schönstem Sonnenschein tummeln sich viele Familien mit ihrem Nachwuchs auf dem Felsenmeer, überall wird geklettert und gekraxelt. Wir wirken wie Exoten inmitten der bunten Ausflügler, werden angesprochen und bestaunt. Keine Frage: beste Werbung für den DAV, denn alle wollen wissen, was wir vorhaben und da Komisches bewerkstelligen. 

 

Der Aufstieg zieht sich über zwei Stunden hin. Immer wieder wechseln wir durch – einer führt die Seilschaft, holt die anderen nach. Sollte ein Teammitglied in eine Gletscherspalte fallen, könnten die anderen den Sturz abfedern. Was am Anfang holprig und mit viel Gezuckel startet, klappt immer besser. Wir halten den nötigen Abstand zueinander, tauschen die erforderlichen Kommandos aus, kommen immer rascher vorwärts. 

Am Ende des Felsenmeeres angelangt, üben wir noch Abseilen am Fels. Danach heißt es: Mission erfüllt, Abmarsch! Glücklich und um eine Erfahrung reicher, geht es zum Parkplatz zurück. Wir fahren heim. Das nächste Treffen war schon ausgemacht: Der Naturschutzbeauftragte des DAV-Mannheim, Dirk Lankenau, berichtete in einem Vortrag über die Auswirkungen des Klimawandels und die sich veränderte Artenvielfalt auf der Bergwelt. Ein weiteres spannendes Kapitel in unserem faszinierenden Monte-Rosa-Projekt.     

 

Bilder und Text: Stefanie Ley
22.3.2025