Ausbildungstour Fels & Eis im Juli 2023

Das Abenteuer beginnt! Dank frühmorgendlicher (nächtlicher?) Abfahrt in Heidelberg finden wir uns alle um 9 Uhr im Tal für den dreistündigen Aufstieg zur Franz-Senn-Hütte zusammen. Wir, das sind Andreas, unser Tourenführer, und seine Frau Simone, sowie David, Lea, Sina, Max und Maike. Oben angekommen gilt es nicht lang zu verschnaufen! Das Wetter verspricht in den ersten Tagen gut zu werden und gegen Ende unserer Zeit vor Ort umzuschlagen, so dass wir uns die größten Programmpunkte gleich für den Anfang vornehmen. Nach der Ankunft geht es daher direkt zum Einlaufen auf die Vordere Sommerwand und im Anschluss wurden nochmal fix Knotentechnik und Seil-Handling für Mehrseillängen geübt. Bereit für die nächsten Tage?

Der Sonntagmorgen startet zu recht humanen Uhrzeiten: Um 7:00 Uhr ist Abmarsch, und zunächst stapfen wir recht flach den Fluss hinauf tiefer ins Tal. Simone begleitet uns bis zu ihrer Lieblingsstelle, an der wir den Bach verlassen und steiler aufsteigen. Nach einiger Zeit kommen wir am ersten Gletscher an: Für manche das erste Mal Steigeisen, das erste Mal Pickel, das erste Mal Seilschaft. Zum Glück ist der Anfang noch recht flach. Nach der Gletscher-Passage steigen wir am Fixseil auf zum nächsten Gletscher und queren diesen bis auf den Gipfelgrat des Wilden Hinterbergl. Von dort werden wir nicht nur mit einer Aussicht auf die Berglandschaft um uns herum sondern auch auf den Gletscher der kommenden Hochtour belohnt. In weitem Bogen um die in der Ferne lauernden Gletscherspalten machen wir uns auf den Rückweg, immer unserer initialen Spur folgend. Steigeisen auf und rein ins Blockwerk: Eine aufregende Kraxelei führt uns noch auf den Aperer Turm, das letzte Highlight vor dem Abstieg. Auf dem Abstieg sehnen die hungrigen Mägen schon das Abendessen herbei.

Am Montag steht mit dem Nordgrat der Vorderen Sommerwand eine Mehrseillänge an! Wir bringen mehr und weniger Erfahrung mit und teilen uns entsprechend in 3 Seilschaften auf. Die ersten 2-3 Seillängen sind noch aufgeregt, dann setzt sich die Begeisterung durch! Das Blockwerk eignet sich super zum Legen mobiler Sicherungsgeräte und stellt eine spannende Kletterei dar, die an den Standplätzen aber noch genug Raum lässt, um sich miteinander abzusprechen und entspannt zu sichern. Die Stunden vergehen wie im Flug, und nach dem Abstieg gibt es ein wohlverdientes Radler! Der Abend wird allerdings nicht lang, schließlich klingelt am nächsten Tag…

… der Wecker um 3:40 Uhr! Leicht am Fluchen wird sich im Dunkeln angezogen, das Thermo-Frühstück auf den noch satten Magen gestopft und dann in den wunderschönen Sonnenaufgang reingestolpert, der alles wieder wett macht. Ein schöner Aufstieg führt auf einen Grat, von dem aus man den Lüsener Ferner, unseren Gletscher für heute, perfekt überblicken kann. Abgestiegen, angeseilt und los. Die Sonne strahlt und wir laufen erst glatt, dann mit immer mehr Steigung bis zum finalen Stück Blockwerk, von wo aus wir auf den Gipfel steigen. Wieder Glück – perfekte Sicht! Auf dem Rückweg zeigt uns Andreas, wie es am Eis läuft: Eisschrauben werden sowohl für den Standplatzbau als auch zum Bau von Sanduhren in den Gletscher gebohrt. Alle sind begeistert, wie gut das funktioniert! Im Abstieg überrascht uns dann, wie nass es wenige Stunden später schon geworden ist. Die Schneedecke ist durchzogen von neuen Bächen, die mit beherztem Sprung überquert werden müssen. Der Abstieg gleicht die nassen Füße jedoch mehr als aus: Wir machen eine Pause am Rinnensee und die Mutigen unter uns wagen sogar den Sprung hinein! Wir kommen so gemütlich an der Hütte an, dass vor dem Abendessen sogar noch ein Getränk und ein paar Runden Doppelkopf drin sind.

Am Mittwoch soll das Wetter schlechter werden – irgendwo zwischen Ansagen von Föhn-Wetter und Gewitter entscheiden wir uns gegen eine Tour und verbringen den Vormittag am hüttennahen Übungsgelände. Wer versenkt den Klemmkeil am Besten? Und wer hat den schönsten Standplatz? Als dann endgültig das nasse Wetter über uns hineinbricht, haben wir glücklicherweise einen Seminarraum gebucht und Andreas führt uns gekonnt durch Themen wie alpines Wetter und Notfälle. Auch alle Knoten, die nach der Knotenkunde im Übungsgelände im Kopf verblieben sind, werden noch gelöst. Unten im Essens-Saal der Hütte wartet noch ein letzter, diesmal etwas längerer und besonders schöner Abend mit viel Käse, Spielen und Gesprächen.

 

Aufgrund der Wettervorhersage entscheiden wir uns am Donnerstag für den Abstieg. Zum Glück erwischen wir dafür einen trockeneren Zeitraum! Unten am Auto verabschieden wir uns – zumindest bis zur nächsten Hochtour! Danke an Andreas und Simone für die tolle und lehrreiche Zeit, die wir mit euch im Stubai verbringen durften. Das bleibt unvergesslich!