Spaltenrettungstraining auf dem Weinheimer Saukopf
Unser „MountainXperience“ – Projekt der Sektion Mannheim des DAV verfolgt ein großes Ziel – Ende Juli 2025 reisen wir zum berühmten Monterosa Massiv im Grenzbereich zwischen der Schweiz und Italien, um den atemberaubenden Gipfel eines oder gleich mehrerer 4000er zu erklimmen. Für viele aus unserer Gruppe geht es um die Erfüllung eines langgehegten Traums – der allerdings sorgfältig vorbereitet sein will! Ein halbes Jahr lang absolvieren wir dazu viele praktische und theoretische Einheiten.
Unser Ziel heute: wir wollen lernen, wie man als Seilschaft einen Gletscher sicher quert, inklusive möglicher Spalten. Und was zu tun ist, wenn ein Seilschafts-Kamerad in eine solche Spalte fällt und am Seil sicher wieder herausbuchsiert werden muss. Keine leichte Aufgabe, wie sich zeigt.
Das Problem: Bergstraße und Pfälzer Wald vor unserer Haustür haben zwar landschaftlich viel zu bieten. Die alpine Gebirgswelt mit ihren Schnee- und Gletscherfeldern aber sind da eine völlig andere Hausnummer. Für ein adäquates Training braucht es also vor allem eins: Phantasie!
Wir treffen uns in einem Waldgebiet oberhalb von Weinheim. Alle Teilnehmer haben ihr Equipment dabei – Seil, Klettergurt, Bandschlinge, Reepschnur, Karabiner, Steighilfen und Seilrolle. Wir bestimmen je einen Seilschaftsführer und binden uns ein. Das entsprechende Knotenrepertoire sitzt inzwischen bei allen – in Windeseile sind asymmetrische Führerknoten, gelegte Achter, Schmetterlingsknoten u.s.w. gewunden.
Nun gilt es, die Abstände zwischen den Teilnehmern der beiden Seilschaften zu definieren, danach laufen wir los. Unter den grünen Wipfeln des Waldes simulieren wir den Gang über ein Gletscherfeld. Markierungen auf dem Boden zeigen dabei die „gefährlichen“ Spalten an. Wir lernen die entsprechenden Kommandos kennen und bewegen uns dabei wie Astronauten auf dem Mond.

Seilmanagment, auch das will geübt werden
Gemäßigten Schrittes geht es vorwärts, einen Kilometer pro Stunde – das ist das Ziel. Die dünne Höhenluft in den Alpen bremse auch den besttrainierten Youngster aus, erklärt unser Teamchef und Bergcoach Wolfgang Engelter.
Die große Frage: Wie minimieren wir das Sturzrisiko beim Queren einer Gletscherspalte? Wer positioniert sich innerhalb der Seilschaft ab besten wie und wo? Was tun bei einer Doppel-Spalte oder in abschüssigem Gelände? Wir üben, trainieren, fluchen und lachen …….
Wenig später kommt es auf einer Waldlichtung zum (imaginären) Ernstfall. Das Szenario: Ein Seilschafts-Teilnehmer stürzt in eine Spalte und muss per Mannschaftszug geborgen werden. Unruhe kommt auf. Die erste Anweisung lautet, auf keinen Fall „in Panik zu verfallen“, vielmehr „Ruhe zu bewahren“ und erstmal tief durchzuatmen.
Danach aber „volle Konzentration“! Systematisch spielen wir die nun relevanten Abläufe für den Mannschaftszug durch, jeder Handgriff soll schließlich wie im Schlaf sitzen. Dabei übernimmt jeder mal die Rolle des Seilschafts-Führers, schlüpft dann in die Funktion des Kameraden „am Abgrund“ oder des „Verunglückten“. Paulina hängt gerade am „seidenen Faden“ in einer Spalte und hat dabei sichtlich Spaß (siehe Foto).

Am seidenen Faden
Dank der versierten Unterstützung unserer beiden Trainer Wolfgang und Diana stellt sich bei allen Beteiligten schnell Routine ein. Unser Lernziel ist damit für heute erreicht. Schwatzend und gut gelaunt geht es zurück durch den Wald.
Mitte Juni steht das nächste Kapitel in Sachen „Spaltenbergung 3“ auf dem Programm.
Text und Bilder: Stephanie Ley