Vor 3 Jahren hat mir in Österreich eine Bergführerin vom Becherhaus vorgeschwärmt und mir Fotos von dort gezeigt. Man könne von dort auf 5 Gletscher herunterschauen, die Aussicht sei grandios…
… Seitdem spukt dieses Ziel in meinem Kopf herum und lässt mich nicht mehr los.
Als ich das neue Programm für 2025 gesehen habe, war da diese Hochtour ausgeschrieben. Sulzenauhütte – BECHERHAUS – Teplitzer Hütte – Magdeburger Hütte – Nürnberger Hütte. Die anderen Hütten haben mir nichts gesagt, aber da stand es nun – das Becherhaus – und damit meine Chance, auf diese Hütte zu kommen.
Kurz bevor es losging, bekamen wir von Uli eine Mail: Da wir über den Wilden Freiger und den Gletscher gehen, benötigen wir eine Hochtourenausrüstung. Also sind wir am 31.07.2025 mit voller Ausrüstung losgegangen, zunächst Richtung Sulzenau-Alm und weiter zur Sulzenau-Hütte. Dort angekommen, hat uns für die nächste Etappe zum Becherhaus ein angekündigtes Gewitter einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Glücklicherweise konnte Uli die Tour umdisponieren und die Reihenfolge der Tour den Wetterbedingungen anpassen, sodass wir lediglich die Magdeburger Hütte stornieren mussten, um auf dem Rückweg nochmals die Nürnberger Hütte anzusteuern
Am zweiten Tag ging es dann weiter Richtung Nürnberger Hütte, vorbei an grünen Seen. Vom Abstecher über die Mairspitze haben wir aufgrund von aufziehendem Regen und Nebel abgesehen. Dadurch waren wir früher als geplant auf der Nürnberger Hütte, wodurch ein Teil von uns noch die Möglichkeit hatte, als “Add-on” die Hochebene Richtung Rotgratscharte auf 3007 m zu erwandern.
Am dritten Tag hat sich das angekündigte schlechte Wetter leider nicht an den Zeitplan gehalten, sodass es bereits auf dem Weg zur Rotgratscharte zuerst zu regnen und dann zu schneien begonnen hat. Der Schnee ist liegengeblieben, was die Orientierung teilweise erschwert hat. Beim Abstieg von der Rotgratscharte hatten wir zum ersten Mal einen Blick auf das, was uns am nächsten Tag erwartet hat – das Becherhaus, wie es ganz oben auf 3.195 m auf dem Berg thront. Zuerst haben wir uns aber wieder vom Becherhaus entfernt, über glattgeschliffene Felsen vorbei am Vogelhüttensee zur Teplitzer Hütte, der Hütte, auf der der Rotwein aus dem Zapfhahn kommt. Auf der Hütte lag ein Buch mit Fotos, auf denen wir gesehen haben, was wir unterwegs wetterbedingt alles NICHT gesehen haben. Dort war auch der Weg aufs Becherhaus als “bestens versichert” beschrieben.

Ein ganz normaler Sommertag in Südtirol 😁
Am 3. Tag ging es nun aufs Becherhaus und der Weg war, wie im Buch beschrieben, wirklich “bestens versichert”, mit Drahtseilen und gut begehbar. Angekommen, wurden wir vom Hüttenwirt Lukas und seiner Hündin Gina herzlich begrüßt. Auch der Wettergott hatte dann doch noch ein Einsehen mit uns. Wir konnten noch kurze Zeit auf der traumhaften Sonnenterrasse sitzen und die phantastische Aussicht auf Zuckerhütl, Pfaff und Freiger, Übeltalferner und Freigergletscher genießen, bevor wieder Wolken aufgezogen sind. Wir waren uns einig: Diese Hütte ist auf jeden Fall einen Aufstieg wert, aber beim nächsten Mal könnten wir uns auch eine zweite Übernachtung dort vorstellen.
Morgens hatten wir noch einen wunderschönen Sonnenaufgang mit traumhafter Fernsicht, mussten aber aufgrund des Wintereinbruchs in der Nacht trotzdem wieder umplanen. Der Wilde Freiger und der Freigergletscher waren nicht begehbar. Also gingen wir den gleichen Weg vom Vortag wieder zurück, mit großem Respekt vor dem Gang auf den noch rutschigen Felsblöcken, wieder über die Rotgratscharte, vorbei an mehreren kleinen Seen und durch mehrere Schneefelder, um noch einmal auf der Nürnberger Hütte zu übernachten. Von der Nürnberger Hütte ging es dann bei schönstem Sonnenschein zurück ins Tal.
Die Hochtourenausrüstung haben wir leider umsonst mitgeschleppt, so durften wir aber zumindest von der sportlichen Seite erfahren, was der zusätzliche Ballast an Anstrengung bedeutet. Wie sagt man so schön: haben ist besser als brauchen.
Fazit: Es war eine sehr schöne Tour, abwechslungsreich, voller Eindrücke aber auch anspruchsvoll. Es hat Spaß gemacht, mit hohem Wiederholungspotential.
Text und Bilder: Annette Röckl