Vertraue Deinen Füßen

Meine erste Hochgebirgstour mit Cilli und Günter

Als ich bei gefühlten 40 Grad im Schatten daheim in Mannheim meine Packliste las (Mütze? Handschuhe? Daunenjacke?!), dachte ich kurz, ich hätte mich versehentlich für eine Expedition zum Südpol angemeldet. Stattdessen ging es aber „nur“ ins Hochgebirge. Für mich das allererste Mal. Mit dem Zug fuhren wir zu Dritt in die Schweiz nach Salecina (bei Maloja), wo wir uns mit Cilli und Günter trafen und von wo es am nächsten Tag losgehen sollte. Erstes Ziel: Das Dörfchen Soglio.

Die erste Etappe war bei strahlender Sonne vorbei am Piz Cam mit einem Hammer-Ausblick auf die Bergeller Granitriesen fast ein Spaziergang. Ich konnte gut mithalten und war – zugegeben – ein wenig erleichtert. In Soglio übernachteten wir in einer privaten Unterkunft bei einem reizenden Ehepaar. Vor allem das Frühstück am nächsten Tag war ein Traum. Tolles Brot, Käseplatte garniert mit Kräutern und essbaren Blumen, eine riesige Schüssel selbst gemachtes Bircher Müsli und Kaffee bis zu Abwinken. Ich war im Glück.

Die Route am nächsten Tag über den Via Panoramico durch Kastanienwälder Richtung Savogno war dann wie aus einem Wanderprospekt. Der Ort – autofrei und zauberhaft (wenn auch ein wenig verlassen) – war perfekt für die Nacht.

Mein Fazit der ersten beiden Tage: Kein Umkehren, kein Helikopter, noch nicht mal Muskelkater – ein voller Erfolg!

Am nächsten Tag wurde es dann doch ernst. Eine epische Etappe über den Lago dell` Acqua Fraggia und Bivacco Chiara e Walter zum Rifugio Chiavenna auf der Alpe Angeloga. 2300 Höhenmeter im Aufstieg!

Eine Strecke bei der nicht nur die Oberschenkel leise „Servus“ sagen, sondern auch der innere Schweinehund gefordert ist. Die Überraschung: Meine Beine machten erstaunlich gut mit. Auf den technisch eher schwierigen Teilstücken (und es gab eine Menge davon!) ermunterte mich Cilli immer wieder fröhlich und sichtlich ungerührt angesichts meines leicht panischen Gesichtsausdrucks: „Vertraue Deinen Füßen“ und „das klappt schon…, mach Dir keine Sorgen“…etc.! Spoiler: Es klappte tatsächlich. Erst zögerlich, dann sogar richtig gut! Meine Fitnessangst und die Sorgen um meine Trittsicherheit lösten sich förmlich in Luft auf.

Ach ja, dann war da auch noch das Wetter. Holla die Bergfee! Gewitter, Regen, Nebel und Schneefall – alles, was das hochalpine Herz höherschlagen lässt. Die von mir ursprünglich belächelte Packliste erwies sich als ein prophetisches Meisterwerk! Leider fiel deshalb der geplante Gipfelsturm auf den Piz Stella am vorletzten Tag buchstäblich ins Wasser bzw. in den Schnee. Stattdessen ging es über eine wunderschöne Hochebene entlang des Lago di Lei direkt zur Baita Di Capriolo, wo wir – vor unserer Heimreise an nächsten Tag – mit einem herrlichen Abendessen nochmal so richtig belohnt wurden.

Nach insgesamt vier Tagen mit täglich 15 bis 22 Kilometern, rund 1000 Höhenmetern (einmal 2300!) und unzähligen Müsliriegeln später, war ich wieder daheim. Etwas müde, aber glücklich und voller Selbstvertrauen. Mein Fazit: Das Bergvirus hat mich voll erwischt – ich komme auf jeden Fall wieder!! Danke an Euch, Cilli und Günter – ohne Euch hätte ich nicht den Mut gehabt 😊.

Text: Claudia Issner

Bilder: Claudia Issner, Cilli Bauer und Günter Bergmann

Nächste Termine / Touren